Wenn Götz Lehnerdt in ein Flugzeug mit dem Ziel Namibia steigt, ist er nicht auf dem Weg in den Urlaub, ganz im Gegenteil — er ist auf dem Weg zur Arbeit.

Ärzte im „Ear Camps“ im Einsatz für schwerhörige Kinder im südlichen Afrika

Ein Erfahrungsbericht von Prof. Dr. Götz Lehnerdt

Die medizinische Versorgung im Norden Namibias ist mangelhaft. So gibt es für die rund 2,4 Millionen Einwohner im Südwesten Afrikas nur vier HNO-Ärzte im Staatsdienst, von denen drei in der Hauptstadt Windhoek arbeiten. Unter der medizinischen Unterversorgung leiden auch Kinder mit chronischer Mittelohrentzündung. Während ihnen bei uns in solchen Fällen mit einem kleinen Eingriff im Mittelohr geholfen werden kann, müssen viele namibische Kinder mit Ohrenschmerzen und Schwerhörigkeit leben. Oft kommen sie deshalb in den Schulen nicht mit, werden schlimmstenfalls als dumm abgestempelt.

2003 machten ein Kollege aus Halle und ich uns zum ersten Mal auf den Weg in den Norden Namibias zu einem sogenannten ‚Ear (Ohr) Camp‘, um den Kindern dort zu helfen. Bis heute folgten weitere sechs Hilfseinsätze, zuletzt mit zusätzlicher Unterstützung eines Bonner Kollegen. Wir haben mittlerweile auch einen Namen: ‚Projekt Omakutsi‘, das Oshiwambo-Wort für Ohren. Bisher können 299 Kinder dank unserer chirurgischen Eingriffe wieder richtig hören. Wir bohrten ihnen den entzündeten Knochen aus, rekonstruierten das Trommelfell mit einem aus dem Ohrknorpel der kleinen Patienten angefertigten Transplantat und – falls erforderlich– ersetzten wir die Gehörknöchelchenkette für ein besseres Hörvermögen. Hierfür ist neben dem erfahrenen Ohrchirurgen natürlich entsprechendes Instrumentarium erforderlich.

Dank privater Spenden und Sponsoren aus der Industrie erhielten wir während der vergangenen Jahre über 100.000 Euro an Geld- und Sachzuwendungen für das Projekt. Besonders danken möchten wir an dieser Stelle der Firma Karl Storz, die uns ein komplettes OP-Set inklusive Bohr-maschine im Wert von 23.000 Euro für unsere Arbeit in Namibia zur Verfügung stellte. Unser Engagement beschränkt sich nicht nur auf die chirurgischen Einsätze. Hauptaufgabe und Ziel jeglicher Entwicklungshilfe ist die Hilfe zur Selbsthilfe. So ermöglichten wir einer namibischen Ärztin in Oshakatidie Teilnahme an sechs ‚Ear Camps‘, arbeiteten sie ein und bildeten sie fort. Während unserer letzten beiden Aufenthalte nahmen wir Kontakt zu der neu gegründeten medizinischen Fakultät der UNAM (University of Namibia) in Windhoek auf, um interessierte junge Mediziner für eine Spezialisierung in der HNO-Kunde zu motivieren. Bis diese Überzeugungsarbeit nachhaltig wirkt, ernten wir die ersten kleinen Früchte unserer Arbeit: So saß in unserem Vortrag an der UNAM eine Studentin, die wir 2003 in der Stadt Oshakati am Ohr operiert hatten. Hören ermöglicht Bildung an Schulen und Hochschulen – der Fall der jungen Studentin beweist, wie wichtig unser Projekt ist.

Unterstützen Sie unsere Arbeit mit einer Spende, damit wir auch in Zukunft die hochwertige und engagierte Gesundheitsversorgung, die unser Krankenaus auszeichnet, garantieren können.