Rund 15 Millionen Deutsche haben eine Hörminderung - Fabian ist einer von ihnen

Gut Hören dank Operation

Ob hohe Töne oder tiefes Timbre – Musik bestimmt das Leben des 15-jährigen Fabian. Seit drei Jahren spielt der talentierte Gymnasiast Klavier, vor allem klassische Musik wie Beethoven oder Mozart. Privat hört er gerne Charts. Nicht mehr hören zu können, undenkbar.

Rund 15 Millionen Deutsche haben eine Hörminderung und einer von ihnen ist Fabian. Seit der zweiten Klasse trägt er deshalb Hörgeräte. Doch seine Hörfähigkeit nimmt ab. Um seinen Hörsinn zu erhalten, rät Prof. Götz Lehnerdt, Chefarzt der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie an der St. Anna-Klinik, Fabian zu einer Operation. Genauer gesagt zu einem Cochlea-Implantat (CI). Denn während Hörgeräte Töne (Schallwellen) verstärken, werden bei einem CI die Hörnerven stimuliert. Dazu wird im Schädelknochen hinter dem Ohr eine Empfangsspule befestigt. Durch eine kleine Öffnung wird der Elektrodenträger in die Hörschnecke (Cochlea) eingeführt. Die Elektroden reizen dann die Hörnerven im Innenohr mit elektrischen Impulsen. Selbst hochgradig schwerhörige Patienten, taubgeborene Kinder oder durch einen Unfall Ertaubte können dank CI wieder hören, erklärt Lehnerdt. Der Begriff „taub“, so der Mediziner weiter, hat dadurch seine Endgültigkeit verloren.

Dennoch ist Fabian zunächst verunsichert. Wie sollen Elektroden das menschliche Gehör ersetzen? Aber eine Alternative hat er nicht, da ist der Zehntklässler realistisch: „letztendlich geht es um die Frage hören oder nicht hören“. Im Sommer 2019 entschließt sich Fabian deshalb zur Operation.

Cochlea-Implantat – ein Weg aus der Stille

SPEZIALISTEN FÜR DIE BEHANDLUNG VON HÖRSTÖRUNGEN

Das Bergische Hörzentrum Wuppertal (BHZW) in der St. Anna Klinik in Wuppertal ist auf die Behandlung von Hörstörungen spezialisiert. Die Operation des Innenohrs erfolgt mikro-invasiv, per ‚Schlüsselloch-Technik‘, erläutert der HNO-Spezialist. Alles verläuft problemlos, so dass Fabian schon nach wenigen Tagen mit der Reha beginnen kann. Die individuell angepasste Betreuung gewährleistet das Team aus medizinischen, audiologischen, technischen und therapeutischen Mitarbeitern. Denn gerade bei einem Cochlea-Implantat ist der Erfolg auch von der kompetenten Betreuung in den Wochen nach der Operation abhängig. Bis zur Erstanpassung ist das operierte Ohr taub. Denn erst jetzt erhält Fabian den äußeren Teil des Implantats, den Sprachprozessor, den er hinter seiner Ohrmuschel trägt. Sprachsignale können so an das Implantat übertragen werden.

Gespräch zwischen Fabian und Prof. Lehnerdt

FABIAN HÖRT MUSIK AUCH WENN SIE LEISE IST

Den Moment, an dem das CI zum ersten Mal eingeschaltet wird, den wird Fabian wohl nie vergessen. Abends hat er Klavierstunde, erzählt er und zum ersten Mal kann er auch die höheren Oktaven komplett hören. Ein großartiger Erfolg. Um den Höreindruck zu optimieren und das Hörvermögen schnell wiederzuerlangen, werden die Einstellungen schrittweise auf Fabian abgestimmt. Dazu besucht er für ein halbes Jahr einmal in der Woche eine ambulante Sprachtherapie. Zu Beginn muss der Teenager noch lernen Geräusche zu filtern. Dabei helfen ihm verschiedene Hörübungen. Wie schnell Cochlea-Implantierte ihr Hörvermögen wiedererlangen, ist individuell verschieden, abhängig von der Dauer der Taubheit, vom Alter des Patienten sowie Faktoren wie Sprachgefühl und Musikalität, erklärt Lehnerdt. Fabian kommt auch hier seine Leidenschaft für Musik zugute. Schnell stellen sich erste Fortschritte ein und schnell merkt er, dass er besser hört als mit seinem Hörgerät. Die Bandbreite der Töne ist viel größer und auch Störgeräusche kann er jetzt besser ausblenden. Was er diesen Sommer macht – was für eine Frage. Natürlich das zweite Ohr operieren lassen.

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